Heute ist Muttertag und wie so oft an diesem Tag, wo auch noch so viele Hundert Kilometer zwischen mir und meiner Tochter Valentina liegen, werde ich sentimental und blicke zurück.
Mutter sein
Mutter sein, irgendwie rutschte ich vor 26 Jahren in diese Rolle einfach so rein, zwar geplant, aber dann doch trotzdem irgendwie plötzlich und unvorbereitet.
Alles kam anders, als meine Mutter, Freundinnen, die Hebamme oder die vielen Mutter-Kind Ratgeber mir prophezeit hatten.
Perfektionismus Ade
Ich bin eine Perfektionistin und so wollte ich vor allem bei Valentina alles 100 Prozent gut und richtig machen.
Doch Mutter sein hatte ich, im Unterschied zu meinem Job, nie studiert und mein kleines Würmchen war dazu noch viel unberechenbarer, als ein noch so schwieriger Chef je hätte sein können.
Egal was wir planten, Valentina schaffte es in null komme nichts, alles über den Haufen zu schmeißen.
Ich glaube, sie hatte ein manifeste Abendkleider-Allergie, denn sobald ich eines davon anzog, verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand schlagartig und an Ausgehen war für uns nicht mehr zu denken.
Auch die Restaurantbesuche erlebten wir selten zu Dritt bis um Dessert.
Dafür kannte der Papa alle Straßenzüge um das jeweilige Restaurant danach aus dem ff und ich erntete, ob gewollt oder nicht, die geballte Ladung an Mitleid seitens der anderen Gäste und musste dazu noch für Drei essen.
Mama am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen
Heute morgen las ich zufällig ein Spruch von der lieben Barbara Schöneberger und musste lächeln:
‚Mama am Morgen: Duschen, föhnen, schminken und anziehen in unter 10 Minuten und mit Publikum‘.
Ja genau so liefen unsere vielen Morgenrituale ab, bevor ich Valentina in den Kindergarten brachte und selbst ins Büro ging.
Und ich möchte keine einzige dieser vielen 10 Minuten missen, genauso wenig wie die Abendkleider-Allergie Attacken oder die mitleidigen Blicke der Restaurantbesucher.
Dankbarkeit
Stattdessen bin ich sehr dankbar, denn ich habe gerade in dieser Mutterrolle viel gelernt, vor allem dass Unperfekt perfekt ist und dass die ‚ungeschminkte‘ Wahrheit das einzige ist, was wirklich zählt.
Aber noch mehr hat sie mir Tag für Tag gezeigt, dass Liebe ein riesengroßer Bumerang ist, der mit voller Macht zurückkehrt, wenn ich ihn kräftig genug aussende.
Aus dem süßen blonden Mädchen ist längst eine erwachsene wundervolle Frau geworden, die ihr Leben weit besser im Griff hat, als ich es je haben werde, und das macht mich unendlich stolz.
Aber trotzdem bleibt sie für mich emotional immer irgendwie klein und beschützenswert, auch wenn sie mittlerweile weit häufiger mich tröstend in den Arm nimmt oder mir weise Ratschläge gibt, als umgekehrt.
Ich habe zur Tochter noch eine beste Freundin gewonnen und vielleicht irgendwann auch noch ein paar Enkelchen.
Aber das größte Geschenk an mich als Mutter sind die unendlich vielen Erinnerungen, Augenblicke, Erkenntnisse und vor allem tiefgehenden Emotionen, die mir, gerade an einem Tag wie heute, einmal mehr ins Bewusstsein gerufen werden.
Ich habe sicher, gerade als Mutter, auch viel falsch gemacht, festgehalten, wenn ich loslassen sollte oder geredet, wenn ich lieber hätte schweigen sollen.
Aber genau diese Fehler gehören dazu, ich brauchte lange, um dies zu verstehen und mir auch zu verzeihen.
Danke Valentina, dass es Dich gibt.
Happy Mother’s Day Ihr lieben Mütter.
Eure Bibi
p.s. Ich sagte immer zu Valentina, sie soll die Wahrheit sagen. Ihr Antwort darauf war: ‚Osterhase, Weihnachtsmann und Zahnfee’…
Ich liebe dich ?
Was für ein schöner, ehrlicher und zugleich liebevoller Blogpost! Ja, ich kann das alles sehr gut nachvollziehen – aber ist es nicht schön, wenn man, nach zuweilen anstrengenden Jahren und Jahrzehnten, doch sehen kann, wie die Saat aufgeht? Dass die Kinder gedeihen, erwachsen geworden sind und ihren eigenen Weg gehen? Ja, dass man stolz auf sie sein kann. Und ein bisschen auch auf sich selbst. Wir alle machen Fehler, ja, auch Mütter. Auch ich, natürlich. Aber ich wir haben wohl auch viel richtig gemacht, vor allen Dingen durch unsere bedingungsloses Mutterliebe.
Alles Liebe für dich und Valentina! Und einen schönen Mutter!
Ich will auch mal was sagen: „… manifeste Abendkleider-Allergie …“ Hahahahahahahaha … ff., kommt mir bekannt vor, sehr bekannt. Interessant aber ist für mich persönlich, für andere mag anderes persönlich interessant sein, nämlich die Frage, warum sich Mütter immer wieder dafür entschuldigen, daß sie Mütter sind? “ … die ihr Leben weit besser im Griff hat, als ich es je haben werde …“. Vielleicht hat deine Tochter gerade deshalb ihr Leben besser im Griff als Du, was ja so nicht wirklich stimmt, das erscheint dir nur so, schaue ich mir deine erfolgreiche Vita an. Vielleicht sollte also insoweit deine Tochter eher dankbar und „stolz“ sein für und auf solch eine wunderbare Mutter? Und nein, Kinder, egal wie alt, können nie „Freunde“ der Eltern sein oder umgekehrt, das ist eine Mär und in der Regel ein Selbstbetrug. Eltern sind und bleiben aus meiner Sicht immer Eltern und Kinder bleiben immer Kinder der Eltern, das ist naturgemäß, behaupte ich mal. Jedes Kind könnte froh sein, hätte es solch eine tolle Mutter, derart kreativ, neugierig, dem Schönen und Wahren geneigt, selbstständig, dem Leben gewachsen in Schönheit, wenn auch offensichtlich hin und wieder offensichtlich zart beseitet. Kinder haben aber auch die Tendenz, ihren Eltern stets ein Schlechtes Gewissen zu suggerieren, um ihre kindlichen Interessen durchzusetzen und so weiter, siehe die Abendkleid-Allergie, das behaupte ich auch, als jahrelang alleinerziehender Vater, der Vieles insoweit durchleben durfte. Und dieses Schlechte-Gewissen-Gefühl hört auch nicht auf, wenn die Kinder älter werden, irgendwas bricht, ganz subtil dann eben, immer durch.
Liebe Bibi,
Dein Post heute hat mich zu tiefst berührt und es so schön zu lesen, wie Du fühlst und wie tief Eure Beziehung ist und wie grenzenlos Deine Mutterliebe. Deine Tochter und Du gebt Euch Halt und gegenseitig Unterstützung. Am Muttertag bin ich immer etwas traurig, dass ich nur kurze Zeit Halt und Stütze einem jungen Menschen sein konnte. Mutter sein ist für die Ewigkeit… vielen lieben Dank für diese wunderbaren Zeilen..
Herzliche Grüße EvelinWakri
So schön geschrieben, liebe Bibi,
Dem ist nichts hinzuzufügen ❤️❤️
OMG,Bibi,ich bin zu Tränen gerührt…..nicht nur das unsere Mädels den gleichen Vornamen haben,auch deine Erzählungen erinnern mich an meinen Alltag mit meiner Valentina…..und nun halte ich inne und lasse die Tränchen laufen.
Bis bald meine Liebe
Liebste Grüße,Evelin
Jetzt habe ich PIPPI in den Augen … schöner kann man die Liebe zu seinem Kind nicht beschreiben… und ich habe mich in vielem wiedererkannt… da auch Skorpionin und Perfektionistin … Du weißt… und ich fühle wie Du und … mit Dir… wie ja so oft… ich umarme dich… gehe jetzt mal ein Tempo suchen…. Kuss Deine Lilly
Liebe Bibi,
Du bist eine absolute Inspiration für mich, ich liebe Deine Berichte und Fotos. Auch mit über 50 kann man fantastisch aussehen.
Alles Gute für Deine Website.
Anja